Als in den 1960er Jahren ein Orgelneubau in der Neanderkirche in Düsseldorfer Altstadt geplant wurde, rückte man schnell vom zunächst vorgesehenen, neobarocken Konzept ab. Gerhard Schwarz, die zentrale Persönlichkeit des Düsseldorfer Kirchenmusiklebens, wollte ein ganz neues Orgelkonzept als Ergänzung und Erweiterung der Orgellandschaft entwerfen. Hierfür fand er in Oskar Gottlieb Blarr, dem damaligen Kantor und Organisten der Neanderkirche, einen idealen Partner. Bis zur Einweihung am 27. Juni 1965 konnte das „Wunderkind“ der Düsseldorfer Orgelszene erbaut werden. Schnell wurde diese einzigartige Orgel zum Publikums- und Interpreten-Magnet!
Nun hat Ausnahme-Organist und ECHO-Klassik-Preisträger Martin Schmeding, der selbst als Nachfolger von Oskar Gottlieb Blarr als Kantor der Neanderkirche tätig war, an dieser einzigartigen Orgel dessen neuesten Werke, entstanden zwischen 2007 und 2017, auf Super Audio CD in Stereo, Surround und 3D-Binaural-Stereo eingespielt.
Oskar Gottlieb Blarr wurde am 6. Mai 1934 in Sandlack (Kreis Bartenstein, Ostpreußen; jetzt Sedlawki, Polen) geboren.
Ab 1962 studierte bei bedeutenden Komponisten wie Bernd Alois Zimmermann (Köln) oder Krzysztof Penderecki (Essen). Sein Diplom erhielt er im Jahr 1976 in Düsseldorf, wo er bei Milko Kelemen und Günther Becker studierte. 1968 folgten mehrere Arbeitsbegegnungen mit Olivier Messiaen in Düsseldorf, Karlsruhe, Jerusalem und Paris.
Blarr erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1977 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für Bartók auf der Orgel, 1981 den Ordre des Palmes Académiques der französischen Republik für das Engagement für die Deutsch-Französische Freundschaft, zusammen mit Almut Rößler, 1999 eine Urkunde des Jüdischen Nationalfonds.
1994 verlieh ihm das Land Nordrhein-Westfalen das Rom-Stipendium. 2005 erhielt er das Jerusalem-Stipendium der Stadt Düsseldorf.
2016 wurde ihm für die langjährige Mitarbeit im deutsch-polnischen Kulturaustausch die Ehrendoktorwürde der Universität Ermland-Masuren in Olsztyn in Polen verliehen.
Oskar Gottlieb Blarr
wurde am 6. Mai 1934 in Sandlack (Kreis Bartenstein, Ostpreußen; jetzt Sedlawki, Polen) geboren.
Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in der Schmiede des Vaters, ab 1937 in Bartenstein. Wichtige Eindrücke für ihn waren Volkslieder, Choräle, Militärmusik und die mit Hilfe von Albert Schweitzer gerettete Barockorgel von 1650.
Im Januar 1945 flüchtete er nach Großenwörden (Kreis Stade, Niedersachsen). Zunächst entstanden erste autodidaktische Kompositionen.
Seinen ersten Orgelunterricht erhielt er bei dem Reimann-Schüler Wilhelm Adrian an der historischen Orgel von St. Wilhadi in Stade, seinen ersten Theorie-Unterricht bei Elfriede Adrian. Ab 1952 studierte Blarr evangelische Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Er trat seine erste Kantorenstelle an der Timotheuskirche in Hannover-Waldhausen an. 1960 folgte die A-Prüfung und weiterhin ein zweiter Studiengang für Schlagzeug in Hannover.
Ostern 1961 ging Blarr als Assistent von Prof. Gerhard Schwarz und als erster Kantor der Neanderkirche nach Düsseldorf. Am 5. Mai gründete er den Chor der Neanderkirche; Konzertreisen nach Israel, Polen, Rom und Island folgten.
Ab 1962, parallel zum Kantorenamt, studierte Blarr je zwei Jahre Komposition bei Bernd Alois Zimmermann in Köln, bei Krzysztof Penderecki in Essen sowie bei Milko Kelemen und Günther Becker in Düsseldorf (Diplom 1976). Ab 1968 folgten mehrere Arbeitsbegegnungen mit Olivier Messiaen in Düsseldorf, Karlsruhe, Jerusalem und Paris.
1977 erhielt er den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für Bartók auf der Orgel. 1978 folgte die Einspielung der Orgeltranskription Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgsky. 1979 erschien bei Schwann das Album Strawinsky auf der Orgel.
1981/82 Sabbatical in Jerusalem. Dort ergaben sich nachhaltige Kontakte zu israelischen Komponisten, vor allem zu Josef Tal und den jüdischen Theologen Schalom Ben-Chorin und David Flusser.
Er nahm zweimal an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil und besuchte dort u.a. Kurse bei Bruno Maderna, Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen.
1974 gründete er die Konzertreihe 3 mal neu für Neue Musik in Düsseldorf, die 40 Jahre lang bestand.
Es entstand eine Verbindung zum notabu.ensemble neue musik mit Mark-Andreas Schlingensiepen (Ohren auf Europa und Na hör’n Sie mal) und dem ART Ensemble NRW mit Miro Dobrowolny.
Von 1985 bis 1999 war Blarr Dozent (ab 1990 Honorarprofessor) für Instrumentation und Analyse an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.
Zusammen mit Almut Rößler erhielt er 1981 den Ordre des Palmes Académiques der französischen Republik für das Engagement für die Deutsch-Französische Freundschaft.
Für sein Engagement im Bereich Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erhielt er 1999 eine Urkunde des Jüdischen Nationalfonds.
1994 verlieh ihm das Land Nordrhein-Westfalen das Rom-Stipendium. 2005 erhielt er das Jerusalem-Stipendium der Stadt Düsseldorf.
2016 wurde ihm für die langjährige Mitarbeit im deutsch-polnischen Kulturaustausch die Ehrendoktorwürde der Universität Ermland-Masuren in Olsztyn in Polen verliehen.
Martin Schmeding
Geboren 1975 in Minden/Westfalen, studierte Martin Schmeding in Hannover, Amsterdam und Düsseldorf Kirchenmusik, Musikerziehung, Konzertexamen (Blockflöte und Orgel), Dirigieren, Cembalo und Musiktheorie. Zu seinen Lehrern zählen u.a. Ulrich Bremsteller, Hans van Nieuwkoop, Jacques van Oortmerssen, Lajos Rovatkay und Jean Boyer. Während des Studiums war er Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes.
Nach acht 1. Preisen beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert wurde er u.a. Preisträger beim Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerb Berlin, Pachelbel-Wettbewerb Nürnberg, Ritter-Wettbewerb Magdeburg, Böhm-Wettbewerb Lüneburg, Hochschulwettbewerb Hannover/Mannheim, Deutschen Musikwettbewerb Berlin, Europäischen Wettbewerb junger Organisten Ljubljana und Musica antiqua Competition Brugge. 1999 war er Finalist des ARD-Wettbewerbs München. Daneben erhielt er zahlreiche weitere Stipendien und Förderungen. 1999 wurde ihm der Niedersächsische Kulturförderpreis verliehen.
Von 1997 bis 1999 war er Kantor und Organist der Nazareth-Kirche Hannover. Danach wirkte er an zwei der bedeutendsten kirchenmusikalischen Stätten in Deutschland: 1999 wurde er als Nachfolger von Oskar Gottlieb Blarr Kantor und Organist an der Neanderkirche in Düsseldorf. Von 2002 bis 2004 hatte Martin Schmeding das Amt des Dresdner Kreuzorganisten inne, das inzwischen eine über 700jährige Tradition hat.
Nach Lehraufträgen in Hannover, Leipzig, Weimar und Dresden war er von 2004 bis 2016 Professor für Orgel an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau als Nachfolger von Zsigmond Szathmáry und leitete dort das Institut für Kirchenmusik, das auf seine Initiative hin gegründet wurde.
Darüber hinaus unterrichtete er von 2014 bis 2016 als Gastprofessor an der Hochschule für Musik Luzern.
Zum Sommersemester 2016 übernahm er den Lehrstuhl für Künstlerisches Orgelspiel an der Hochschule für Musik und Theater ‚Felix Mendelssohn Bartholdy‘ Leipzig, an der seinerzeit auch Max Reger unterrichtete, verbunden mit der Leitung der Europäischen Orgelakademie.
Er spielte zahlreiche Aufnahmen für Rundfunk, Fernsehen und auf Tonträger ein, u.a. das Gesamtwerk für Orgel von Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy, Max Reger und Franz Schmidt, die Ersteinspielung der Werke für Pedalflügel von Robert Schumann auf einem Originalinstrument sowie die Orgelfassung der Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach.
Sein künstlerisches Profil wird ergänzt durch Noteneditionen sowie Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften (u.a. Butz, Carus, Herder, Schott), Konzerte als Solist, Kammermusiker, mit Orchester (Europa, Asien und Amerika) und bei Festivals (u.a. Bach-Fest Leipzig, Braunschweiger Kammermusikpodium, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Merseburger Orgeltage, Niedersächsische Musik- und Orgeltage, Schleswig-Holstein-Musikfestival, Thüringer Bachwochen), das Unterrichten bei nationalen und internationalen Meisterkursen und die Tätigkeit als Wettbewerbsjuror sowie als Dirigent und Komponist.
Seine beiden bei Cybele Records erschienenen SACD-Editionen Tilo Medek: Orgelwerke und Mallorca Edition Historische Orgeln wurden jeweils mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik (Bestenliste 2/2009 und 3/2017) ausgezeichnet. 2010 wurde ihm der ECHO Klassik in der Kategorie Instrumentalist des Jahres für seine ebenfalls bei Cybele Records veröffentlichte Einspielung Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen verliehen.
Im Reger-Jubiläumsjahr 2016 hat Martin Schmeding das gesamte Orgelwerk Max Regers für Cybele Records auf 17 SACDs an 13 verschiedenen historischen Sauer- und Walcker-Orgeln aufgenommen. Seine Reger-Edition wurde u.a. als eines der besten Alben des Jahres 2016 (DIE ZEIT und musicweb-international.com) ausgezeichnet und für die International Classical Music Awards 2017 (ICMA, Kategorie Best Collection) nominiert.